Nach zweijähriger Corona-Pause fand am 15. September endlich der
2. Wirtschaftslehrertag der Joachim Herz Stiftung mit rund 60 Lehrkräften aus den verschiedenen Bundesländern statt. Wir blicken zurück auf das abwechslungsreiche Programm und die spannenden Inhalte des Tages.
Die Veranstaltung eröffnete Dr. Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin mit einem spannenden Vortrag zur Frage, ob die Schere zwischen Arm und Reich im Zeitalter der Krisen weiter auseinander gehe.
Treiben Pandemie, Inflation und Krieg die soziale Ungleichheit in Deutschland voran? Die jüngsten Zahlen des DIW zeichnen ein differenziertes Bild. Da vor allem Selbstständige in der oberen Hälfte der Einkommensverteilung zu finden sind und diese von den Corona-Lockdowns besonders hart getroffen wurden, dämpfte die Pandemie die Ungleichheit der Haushaltsnettoeinkommen. Verstärkt wurde dieser Effekt auch durch die umfangreichen Transferleistungen des Staates, die besonders bei den unteren Einkommensdezilen wirkten. Dagegen zeigt die Datenlage zur Vermögenverteilung in Deutschland ein anderes Bild und macht die historisch gewachsene ausgeprägte Vermögensungleichheit und den dringenden Handlungsbedarf sichtbar. Für alle, die einen tieferen Einblick in die Einkommens- und Vermögensverteilung erhalten möchten oder den Vortrag von Dr. Grabka noch einmal Revue passieren lassen wollen, haben wir hier einen Link zur Aufzeichnung der Keynote hinterlegt.
Im Anschluss an den Vortrag von Dr. Markus Grabka konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wirtschaftslehrertages zwischen drei verschiedenen Workshops wählen und jeweils zwei Themen inhaltlich vertiefen.
Im Workshop zur Keynote erarbeiteten die Lehrkräfte in Kleingruppen einzelne Unterrichtsskizzen, die die aktuellen Krisen zum Anlass nehmen, um den Schülerinnen und Schülern die wirtschaftlichen Zusammenhänge und die direkten Auswirkungen auf ihre Lebensrealität begreifbar zu machen. Dabei sind ideenreiche Entwürfe entstanden, die beispielsweise das Phänomen Inflation, die Konjunktur und die politischen Steuerungsmöglichkeiten in den Blick nehmen. In der intensiven Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen haben die Unterrichtsentwürfe nicht nur strukturell, sondern auch inhaltlich Form angenommen. Fragestellungen, Materialien und Links zur Unterrichtsidee wurden in einem Padlet festgehalten, welches allen Teilnehmer:innen des Workshops als Inspiration für den eigenen Wirtschaftsunterricht zur Verfügung gestellt wurde.
Der Teach Economy Workshop zu digitalen Spielen und ökonomischen Experimenten für den Wirtschaftsunterricht nahm das handlungsorientierte Erleben der Schülerinnen und Schüler und den spielerischen Zugang zu Lerninhalten in den Blick. Die Lehrkräfte erhielten die Möglichkeit das Planspiel Ecoland sowie das Ultimatum- und Fischerspiel zu testen und im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen über Anwendungsmöglichkeiten zu sprechen. Erfreulich war, dass bereits viele Lehrkräfte die Experimente und Simulationen eingesetzt haben und somit auch die persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen diskutiert werden konnten.
Neue Impulse zur Integration der Entrepreneurship Education in den eigenen Unterricht bot der dritte Workshop des Tages. Dort trafen Entrepreneurship Education-Neulinge auf Lehrkräfte mit umfangreichen Vorkenntnissen beim Aufbau einer Schülerfirma. Gemeinsam wurde diskutiert, wie Schülerinnen und Schüler bei der Ideenfindung angeleitet und bei der Umsetzung unterstützt werden können. Inspiration und Gestaltungsspielraum für eine Businessidee kann dabei auch aus dem Bereich Social Entrepreneurship Education kommen. Abschließend wurde außerdem über mögliche Fallstricke, wie z. B. rechtliche und datenschutzrechtliche Implikationen, zu hohe Erwartungen bei den Umsätzen und Gewinnen oder Überforderung der Schülerinnen und Schüler gesprochen. Eine Alternative zur tatsächlichen Gründung kann das Business Model Canvas bieten, das die Entwicklung einer Geschäftsidee unterstützt, ohne gleich den gesamten Gründungsprozess durchlaufen zu müssen.
Einen gemütlichen Ausklang fand der 2. Wirtschaftslehrertag mit einem Get-Together in der Cafeteria. Bei Getränken und Snacks konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch bis in den frühen Abend hinein intensiv austauschen und vernetzen.
Auch der 2. Wirtschaftslehrertag erfreut sich einem durchweg positiven Feedback sowohl zur Organisation als auch zum inhaltlichen Programm. Wir freuen uns über die positive Resonanz und hoffen auch im nächsten Jahr wieder zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Weiterbilden und Netzwerken in der Joachim Herz Stiftung zu begrüßen.